➡️ Folge 129 –
Pädagogikbegleithund im Kindergarten – zwischen Kuschelfaktor und pädagogischem Mehrwert
Ein Therapiehund im Kindergarten? Für viele klingt das erst einmal nach einer richtig schönen Idee. Kuscheln, Streicheln, Freude – fertig ist der Pädagogikbegleithund. Aber ganz so einfach ist es natürlich nicht. Ein Hund im Kindergarten bringt nicht nur viele magische Momente, sondern auch Verantwortung, Vorbereitung und klare Strukturen mit sich.
In diesem Artikel möchte ich dich mitnehmen in die Welt der tiergestützten Pädagogik. In unserer aktuellen Podcastfolge hörst du Barbara, die in einer Kita im Süden Deutschlands mit ihrem Pädagogikbegleithund Olli arbeitet, und ich gebe dir gleichzeitig einen Einblick in meine Arbeit als Hundetrainerin und Ausbilderin für Therapiehunde, Schulhunde und Pädagogikbegleithunde.
Denn eines ist klar: Tiergestützte Arbeit lebt von Herzblut, einer guten Ausbildung und einem Team, das sich aufeinander verlassen kann. Und weil immer wieder viele Fragen kommen – gerade auch zum Thema Hund im Kindergarten – habe ich mich entschieden, dir das Thema heute in aller Ruhe und sehr ausführlich zu erklären.
Inhaltsverzeichnis:
- Einstieg: Hund im Kindergarten – eine wundervolle, aber verantwortungsvolle Aufgabe
- Vorstellung von Barbara und Olli als Praxisbeispiel
- Was macht ein Pädagogikbegleithund eigentlich?
- Grenzen und Bedürfnisse der Hunde
- Settings in der Kita: wie man sie aufbaut, warum Zielsetzung so wichtig ist
- Reflexion, Vorbereitung und Nachbereitung
- Typische Herausforderungen und wie man sie meistert (Hitze, Personalmangel, Regeln im Team)
- Magische Momente mit Hund und Kindern
- Bedeutung von Ausbildung und Qualitätsstandards (tiergestützte Ausbildung in Norddeutschland, Hamburg, Lübeck)
- Fazit: Tiergestützt arbeiten ist ein Geschenk, wenn man es richtig macht
Hund im Kindergarten – warum überhaupt?
Vielleicht fragst du dich: Warum sollte überhaupt ein Hund im Kindergarten sein? Kinder brauchen doch andere Kinder, gute Pädagogen, Spiele und Bücher. Reicht das nicht?
Natürlich reicht das – und trotzdem kann ein Hund ein riesiger Gewinn für die pädagogische Arbeit sein. Hunde bringen eine ganz besondere Form von Ruhe, Motivation und Empathie in eine Gruppe.
Ein Hund ist ehrlich. Er bewertet nicht, er stellt keine Noten aus, er guckt niemanden schief an, wenn die Jacke verkehrt herum angezogen ist oder wenn ein Kind gerade einen schlechten Tag hat. Ein Hund nimmt Kinder so, wie sie sind. Und genau das macht ihn für viele Kinder zu einem unglaublich wichtigen Partner im Alltag.
Dabei ist es aber nicht nur das „Kuscheln“, das zählt. Ganz im Gegenteil. Ein Hund in der Kita kann Kinder in vielen Bereichen fördern: in ihrer Feinmotorik, in ihrer emotionalen Entwicklung, in ihrer Selbstwirksamkeit und natürlich auch in ihrem sozialen Verhalten.


Barbara und Olli – ein echtes Kita-Team
Ein wunderbares Beispiel dafür ist Barbara. Sie ist Erzieherin und Kita-Leitung in einer kleinen Einrichtung in der Nähe von Karlsruhe. Zusammen mit ihrem Hund Olli arbeitet sie seit zwei Jahren im Bereich tiergestützte Pädagogik.
Olli ist ein sogenannter Schnudel – ein Mix aus Zwergschnauzer und Zwergpudel. Ein kleiner, fröhlicher Rüde, der mit seiner besonderen Art die Kinder begeistert. Barbara und Olli haben eine fundierte Ausbildung zum Team in der tiergestützten Pädagogik gemacht, und seitdem sind die beiden ein Herz und eine Seele im Kindergartenalltag.
Das Spannende: Olli hat seine festen „Arbeitstage“. Immer dienstags und donnerstags ist er dabei. Und die Kinder wissen das ganz genau. Sie freuen sich schon morgens, wenn es heißt: Heute ist ein Olli-Tag!
Aber – und das ist wichtig – Olli ist natürlich nicht den ganzen Tag im Kindergarten. Er hat seine festen Einsatzzeiten und danach auch Feierabend. Denn auch ein Hund hat Grenzen und Bedürfnisse.
Was macht ein Pädagogikbegleithund eigentlich?
Ein Pädagogikbegleithund ist kein Kuscheltier und auch kein Animateur für Kinder. Er ist ein Partner im pädagogischen Alltag, der gezielt eingesetzt wird.
Das bedeutet: Er ist manchmal einfach nur anwesend und begleitet zum Beispiel den Morgenkreis. Alleine dadurch verändert sich die Atmosphäre im Raum. Die Kinder werden leiser, aufmerksamer, konzentrierter. Ein Hund bringt ganz oft eine besondere Form von Ruhe in eine Gruppe.
Und manchmal ist der Hund aktiv in ein Setting eingebunden. Ein Setting bedeutet: eine vorbereitete Einheit mit einer klaren Zielsetzung. Das kann zum Beispiel etwas zur Förderung der Feinmotorik sein, zur Stärkung des Sozialverhaltens oder zum Erleben von Empathie.
Ein Beispiel: Olli würfelt. Auf dem Würfel sind Symbole, die den Kindern eine bestimmte Aufgabe vorgeben. Vielleicht ein kleines Piktogramm, das zeigt, was als Nächstes gemacht werden soll. Am Ende gibt es als Abschluss immer ein Ritual: den Schnüffelteppich. Die Kinder dürfen Leckerlis für Olli verstecken, er sucht sie heraus, und alle gehen danach ganz ruhig und zufrieden auseinander.
Klingt simpel, oder? Ist es im Prinzip auch. Aber genau diese Einfachheit macht den Zauber aus. Kinder brauchen nicht die spektakulärsten Programme. Sie brauchen klare Strukturen, kleine Erfolgserlebnisse und die Erfahrung, dass sie wirksam sein können.

Kuschelfaktor? Muss nicht sein!
Viele denken, ein Hund im Kindergarten müsse vor allem eines sein: ein Kuschelhund. Einer, den man ständig auf den Schoß nehmen, drücken und kraulen darf.
Aber das stimmt so nicht. Jeder Hund ist ein Individuum. Und nicht jeder Hund möchte gerne angefasst werden. Olli zum Beispiel ist kein großer Kuschler. Das ist völlig in Ordnung. Die Kinder haben das gelernt und akzeptieren es.
Und das ist ein ganz wichtiger Lerneffekt: Ein Hund darf Nein sagen. Er ist kein Spielzeug, er ist ein Lebewesen mit eigenen Bedürfnissen.
Statt immer nur zu fragen: „Darf ich streicheln?“ lernen die Kinder ebenfalls, Olli zu beobachten, seine Körpersprache zu verstehen und zu akzeptieren, wenn er Abstand möchte. Das ist gelebte Empathie.
Herausforderungen im Kita-Alltag
Die Arbeit mit einem Hund in der Kita klingt wunderschön – und das ist sie auch. Aber sie bringt auch Herausforderungen mit sich.
- Hitze: Wenn es zu warm ist, bleibt Olli zuhause. Punkt.
- Personalnot: Wenn Barbara nicht die Möglichkeit hat, Olli mittags nach Hause zu bringen, bleibt er ebenfalls zuhause. Alles andere wäre unfair gegenüber Hund, Kindern und Team.
- Kinder mit besonderen Bedürfnissen: Manchmal sind Kinder sehr laut, übergriffig oder haben einen schlechten Tag. Dann muss Olli geschützt werden, zum Beispiel indem er in seine Box geht.
Eine Box ist dabei kein Käfig oder Strafe, sondern ein sicherer Rückzugsort. Die Kinder wissen, dass sie dort nicht hingehen dürfen. Und Olli weiß: Hier bin ich in Sicherheit.
Magische Momente
Und trotzdem – oder vielleicht gerade deshalb – gibt es immer wieder diese magischen Momente.
Momente, in denen Kinder über sich hinauswachsen, weil sie mit Olli zusammenarbeiten dürfen. Kinder, die sonst sehr still sind, zeigen plötzlich Selbstbewusstsein, weil sie den Schnüffelteppich für Olli vorbereitet haben. Kinder, die sonst Schwierigkeiten haben, Empathie zu zeigen, werden ganz leise und achtsam, weil sie spüren, dass Olli Ruhe braucht.
Diese Momente sind unbezahlbar. Sie sind das Herzstück der tiergestützten Arbeit.
Warum eine gute Therapiehunde-Ausbildung unverzichtbar ist
Ein Pädagogikbegleithund im Kindergarten ist kein Selbstläufer. Es reicht nicht, einfach den Familienhund mitzubringen und zu hoffen, dass alles gut geht.
Tiergestützte Arbeit erfordert Wissen, Erfahrung und eine fundierte Ausbildung. Bei mir in Norddeutschland – rund um Hamburg und Lübeck – biete ich eine zertifizierte Ausbildung für Therapiehunde, Schulhunde und Pädagogikbegleithunde an.
Dabei geht es nicht nur um das Training mit dem Hund, sondern auch um Themen wie:
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Konzepterstellung
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Einsatzplanung
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Reflexion
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Umgang mit schwierigen Situationen
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Schutz des Hundes
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rechtliche Grundlagen
Nur so kann tiergestützte Arbeit nachhaltig und fair funktionieren. Weitere Infos findest du hier:

Reflexion – der Schlüssel zum Erfolg
Ein ganz wichtiger Punkt ist die Reflexion. Barbara filmt viele ihrer Einheiten. Nicht, um sie auf Instagram zu zeigen (auch wenn sie das manchmal tut), sondern um sich selbst zu reflektieren.
Wo habe ich vielleicht einen Fehler gemacht? Wo war Olli unsicher? Wo hätte ich die Kinder besser anleiten können?
Diese Reflexion ist ein Geschenk. Sie hilft dabei, immer besser zu werden, den Hund zu schützen und den Kindern das Beste mitzugeben.
Auch das lernen meine Teilnehmer in der Ausbildung zum Schulbegleithund, Therapiebegleithund oder Pädagogikbegleithund

Fazit: Hund im Kindergarten – eine Bereicherung, wenn man es richtig macht
Ein Hund im Kindergarten ist kein einfacher „Bonus“. Es ist ein echtes pädagogisches Konzept, das gute Vorbereitung, klare Strukturen und eine fundierte Ausbildung braucht.
Wenn du als Pädagogin/Pädagoge, Lehrkraft oder Therapeut darüber nachdenkst, tiergestützt zu arbeiten, dann kann ich dir nur raten: Nimm dir die Zeit für eine gute Ausbildung. Lerne, wie du deinen Hund schützen kannst, wie du Settings sinnvoll planst und wie du mit deinem Team transparent kommunizierst.
Dann wirst du erleben, was Barbara und Olli jeden Tag erleben: magische Momente, die Kindern Türen öffnen, die sonst vielleicht verschlossen geblieben wären.
Und wenn du Lust hast, mehr darüber zu erfahren, schau dich gerne bei meiner tiergestützten Ausbildung in Norddeutschland, Hamburg und Lübeck um. Dort bilden wir Teams aus, die mit Herz, Fachwissen und Professionalität in Schulen, Kitas, Praxen und vielen anderen Einrichtungen arbeiten.
Denn tiergestützte Arbeit ist ein Geschenk – für die Kinder, für die Erwachsenen und für die Hunde. Wenn wir sie mit Respekt und Freude gestalten, dann entstehen diese kleinen Wunder, von denen wir alle so gerne erzählen.